Aktualisiert am 10. März 2024 von Ömer Bekar

Anwaltliche VollmachtWenn Sie anwaltlichen Rat suchen, so wird Ihnen, quasi bevor Sie den Anwalt auch nur das erste Mal gesehen haben, ein Vertrag vorgelegt. Mit diesem Vertrag erteilen Sie dem Anwalt ein Mandat. Namentlich, Sie in einem bestimmten Fall zu vertreten. Erst nach diesem Schritt kommen Sie in der Regel an der Vorzimmerdame vorbei und zu Ihrem Anwalt. Dieser wird sich Ihren Fall anhören und Ihnen dann eine Vollmacht vorlegen, die Ihn nach außen dazu befähigt, Sie in diesem Fall zu vertreten. Wie aber sieht so eine Vollmacht aus? Wie lange gilt Sie? Ist sie kündbar? Alle diese Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet. Natürlich stellen wir Ihnen hier auch ein kostenloses Musterschreiben zur Verfügung.

Eine anwaltliche Vollmacht wird immer dann „vergeben“, wenn man einen Anwalt mit der Regelung einer Angelegenheit beauftragt. Die Vollmacht ist zwar selbst formfrei erstellbar, jedoch aus Beweiszwecken meist doch niedergeschrieben. Die Vollmacht, die ein Anwalt dafür benötigt, wird er in der Regel selbst aufsetzen. Schließlich braucht man ja auch für das Aufsetzen einer ordentlichen Vollmacht einen Anwalt.
So oder so ähnlich wird eine anwaltliche Vollmacht aussehen.

Musterschreiben: anwaltliche Vollmacht

Vollmacht für anwaltliche Tätigkeiten

An Rechtsanwalt

Name
Vorname
Anschrift
Ort

In der Angelegenheit (Beschreibung z.B. Scheidung)

Gegen (Gegenpartei)

wegen (was soll der Anwalt erledigen?) die Vollmacht erteilt.

Die Vollmacht berechtigt zu:

Führung von Prozessen (… weitere Angaben zu Gesetzen und Referenzangaben)
Antragsstellung
Treffen von Vereinbarung
Bei Abwesenheit zu vertreten

Ort, Datum

_______________

(Unterschrift)

Einen besonders wichtigen Punkt sollte man allerdings auch nicht vergessen! Diese Vollmacht ist nur Ausschnittsweise dargestellt und kann im Einzelfall variieren. In der Regel wird das Vertretungsrecht aber um einiges „allgemeiner“ gehalten, als es eigentlich nötig ist. Das wird gemacht, um sicher zu stellen, das der „Anwalt“ handlungsfähig bleibt, wenn sich an der Situation eines Falles etwas ändert bzw. etwas dazu kommt.

Anwaltliche Vollmacht durch Anwalt erweitert

Klingt skurrile, ist aber rechtlich völlig unproblematisch. Folgendes Beispiel:
Der Anwalt sitzt in einer strafrechtlichen Verhandlung und wartet zusammen mit dem Gericht auf das angeordnete erscheinen seines Mandanten. Dieser wurde persönlich geladen, erscheint aber nicht. Der Anwalt hat keine Ahnung wo der Mandant steckt und warum er nicht erschienen ist.
In der Regel wird das Gericht nach einer 15 -minütigen Wartezeit ein Ordnungsgeld wegen nicht Erscheinens verhängen, oder die Klage/ Antrag abweisen. Die meisten Anwälte nehmen diesen Umstand schulterzuckend hin! Pech für den Mandanten! Aber es geht auch anders.
Was macht ein findiger Anwalt? Er schreibt sich selbst eine Vollmacht und befähigt sich im Namen des Mandanten selbst. Das nennt sich eine „besondere Vertretungsvollmacht“. Rechtlich völlig zulässig! Nirgends steht, dass die Vollmacht eigenhändig vom Mandanten unterschrieben worden sein muss.
Weiter Informationen finden Sie zu diesem Thema hier.

Anwaltliche Vollmacht anfordern

Darf ein Gericht oder die Staatsanwaltschaft eine anwaltliche Vollmacht anfordern? In der anwaltlichen Praxis ist es weit verbreitet, die Vollmacht in der Akte abzuheften. Das erscheint durchaus sinnvoll, so geht zumindest nichts verloren. Die Frag die man sich hier aber stellen muss ist, bringt das für den Mandanten Nachteile? Einige Anwälte bejahen dies.
Beispiel: Ein Gericht fordert die Akte bei Ihrem Rechtsanwalt an und die Vollmacht liegt der Akte bei. Das Gericht versucht nun, eine Ladung an Sie zuzustellen. Dies misslingt jedoch, weil Sie gerade für zwei Wochen verreist sind. Das Gericht wird nun die Ladung Ihrem Anwalt zustellen. Das kann das Gericht nur, weil die Vollmacht Ihrer Akte beilag. Nun versucht Ihr Anwalt Sie erfolglos zu erreichen. Wenn Sie dann nach zwei Wochen wieder zu Hause sind, stellen Sie fest, dass das Gericht Ihnen ein Ordnungsgeld auferlegt hat, da Sie zu dem Termin nicht erschienen sind. Das ist sogar rechtens. Ihr Anwalt ist Ihr Bevollmächtigter und konnte die Ladung für Sie entgegennehmen.

Anwaltliche Vollmacht wird versichert

Nun gibt es Anwälte, die sich genau aus dem oben genannten Beispiel weigern, einer Mandantenakte die Vollmacht bei zuheften. Das ist rechtlich völlig unproblematisch. Der Anwalt ist dazu nicht verpflichtet. Es reicht aus, dass er sein Wort gibt, das Mandat inne zu haben. Die anwaltliche Vollmacht wird versichert. Sein Eid verbietet es, hier die Unwahrheit zu sagen. Gerichte oder Staatsanwaltschaften sehen das natürlich nicht gerne. Müssen Sie im oben genannten Beispiel mehr arbeiten, um ihr Ziel zu erreichen. Weitere Informationen erhalten sie hier.

Anwaltliche Vollmacht widerrufen

Wenn das Vertrauensverhältnis zwischen Anwalt und Klienten zerstört wurde, bleibt dem Mandanten meist nur die Möglichkeit, die Vollmacht zu widerrufen und sich um einen neuen Anwalt zu bemühen. Welches Wort hier für die Beendigung der Vollmacht gewählt wird, ist egal. Der Anwalt ist verpflichtet die Kündigung der Vertretungsvollmacht durch seinen Klienten anzunehmen. Die Kündigung ist jederzeit möglich und es bedarf auch keiner Erklärung über die Gründe. Andererseits, kann auch der Anwalt seine Tätigkeit kündigen. Dieser muss aber in der Regel für 14 weitere Tage die Vertretung übernehmen, um den Mandanten nicht schlecht zu stellen. In dieser Zeit sucht sich der Mandant einen anderen Anwalt, der die weitere Vertretung übernimmt.